Dem Herzog ein neues Schloss?

Die Antwort hierzu will gut bedacht sein. Fehlen wesentliche Details, dann stellt sich die Frage, ob eine in Restauriermörtel oder Naturstein ausgeführte Ergänzung zum Verständnis der Darstellung zwingend ist, ob sie aus vorwiegend ästhetischen Gründen erfolgen soll, aber auch, ob sie aus Gründen eines einwandfreien Wasserablaufes, also zur Erhaltung der Substanz, notwendig ist. In manchen Fällen führt nur eine Antwort Herzogzur Entscheidung, in vielen Fällen aber auch alle drei. Dass sich mühelos der Kriterienkatalog erweitern lässt, sei nur am Rande erwähnt. Nach reiflichem Überlegen hat der Herzog bei uns durch Anmodellieren an die noch vorhandene alte Substanz ein neues Schloss erhalten, in diesem Fall mit Steinmasse RS. Den Herzog Otto findet man am Bomann-Museum in Celle und seine Blickrichtung geht zum gegenüber liegenden Schloss hin, an dem auch von uns schon viel getan worden ist.

Aber, man sollte sich darüber klar sein: jede nachträgliche (handwerklich-bild-hauerische) Restaurierung, egal ob sie nun besser Instandsetzung, Reparatur oder Wiederherstellung genannt sein möchte oder sollte, stellt eine Veränderung der ursprünglichen Oberfläche dar. Auch mit noch so sorgfältiger Arbeit bleibt es nicht mehr das herzog2Original. Deshalb gilt es, sich dem Original auch beim Nachempfinden von Details unterzuordnen. Eigene Inspiration, der Drang „modern“ nachzuschöpfen, ist fehl am Platz.

Und auch hier: kein Eingriff ohne vorherigen Befund. Alter, Oberflächenbearbeitung, Gesteinsart, jetzige Beschaffenheit und Verwitterungserscheinungen müssen schon ergründet werden. Viele, nicht nur technische Fragen, sondern vor allen Dingen gestalterische, müssen im Einvernehmen mit der Denkmalpflege entschieden werden. Wenn kein passender neuer Stein eingefügt wird, muss der Restauriermörtel dem Trägergestein in Farbe, Körnung und Bindemitteln angepasst werden. Seine Verarbeitung erfordert handwerkliches Können, bildhauerisches Geschick und Stilempfinden. Denn verfälschen dürfen Antragungen oder Ergänzungen kunsthistorisch wertvolle Bauteile oder Plastiken schon gar nicht. Oberstes Gebot bleibt: soviel erhalten wie irgend möglich und nur auf soviel Substanz verzichten, wie zwingend nötig. Steht zum Steinaustausch kein gleiches Material aus dem gleichen Vorkommen zur Verfügung, muss der neue Stein dem alten in Farbe, Körnung und Struktur zumindest nahe kommen, müssen temperatur- und feuchtigkeitsbedingte Veränderungen möglichst identisch sein, kurz: die Kenndaten müssen weitgehend übereinstimmen.


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